UGO RONDINONE AKT IN DER LANDSCHAFT
Ausstellung von 12. Dezember 2021 bis 1. Mai 2022 im Belvedere 21
Landschaften, Sonnen, Akte und Stillleben – Ugo Rondinones Bildwelten ziehen die Betrachter*innen in eine neue Wirklichkeit hinein. Für seine erste Einzelausstellung in einem Museum in Österreich hat der multimedial arbeitende Konzept- und Installationskünstler einen vielstimmigen begehbaren Kosmos entworfen.
Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere: „Erschöpfung, Melancholie, unerfüllbare Sehnsucht sind die Gemütszustände der Gegenwart angesichts einer beklemmenden Realität. Ugo Rondinone, der Magier, schafft ein Sinnbild dieser inneren Welten als Raum der Unwirklichkeit, in dem Weltschmerz sich an schierer Schönheit bricht.“
Seit über dreißig Jahren überschreitet Ugo Rondinone (*1964 in Brunnen in der Schweiz) die Grenzen zwischen Medien und Disziplinen. Die Arbeiten des in New York lebenden Künstlers basieren oft auf Themen und Motiven aus dem Alltag, die durch Isolation, Erweiterung oder eine spezifische Materialbehandlung eine poetische Dimension erhalten. Ideen der Romantik, des Erhabenen und der Vergänglichkeit klingen an wie auch Leitmotive, die Rondinones Werk bestimmen: Figuration und Abstraktion, Mensch und Natur, Tag und Nacht oder Raum und Zeit. In hochartifiziellen, Kunstgeschichte und Populärkultur zitierenden Installationen schafft der Künstler eindringliche Stimmungen, die das Lebensgefühl unserer Zeit einfangen.
Akt in der Landschaft
ist Ugo Rondinones erste Einzelausstellung in einem Museum in Österreich. Mit
den im Ausstellungstitel genannten Genrebegriffen „Akt“ und „Landschaft“ öffnet
der Künstler einen weiten kunst- und kulturhistorischen Bedeutungsraum, der
durch unterschiedliche Zeitebenen hindurch bis in die Gegenwart reicht. Vor den
Besucher_innen breitet sich in einer ruhigen, fast meditativ anmutende
Atmosphäre ein „Landschaftstableau“ aus, das aus mehreren Elementen besteht.
Im Zentrum steht eine monumentale Setzung: two
standing landscapes with sunrise and sunset (2021) titelt die
überdimensionale zweiteilige Arbeit, die Rondinone eigens für diese Ausstellung
geschaffen hat. Diese über vier Meter hohen, 16 bzw. 18 Meter breiten und
mehrere Tonnen schweren „Wände“ sind sowohl als Bilder als auch als Skulpturen
lesbar. Zwei in unterschiedlicher Höhe platzierte kreisrunde Ausschnitte
markieren dabei einen Sonnenaufgang und einen Sonnenuntergang. In unmittelbare
Beziehung zu den landscapes
treten 14 lebensgroße nudes
(2010/11): Wachsabgüsse von Tänzer*innen, festgehalten in einem Moment des
Innehaltens und unbeteiligten Ruhens. Dem Material der Figuren aus bis zu 20
Einzelteilen sind Erdpigmente von verschiedenen Kontinenten der Welt
beigemischt. Teil dieses stimmungsvollen Settings sind auch die Serie poems (2003/2020), die
Arbeit winter cloud
(2019) sowie eine Serie von Uhren ohne Zeiger: red clock (2016), blue clock (2016) und
yellow clock
(2016). Eine durchsichtige Folienarbeit auf der Glasfassade des Belvedere 21
mit dem Titel when the
sun goes down and the moon comes up, 2021 lässt die Grenzen von Tag
und Nacht, Innen- und Außenraum, Kunst und Natur verschwimmen. Die romantische
Sehnsucht, einen bestimmten flüchtigen Augenblick festzuhalten oder vielmehr
mit künstlerischen Mitteln an der Aufhebung der Zeit zu arbeiten, durchzieht
die gesamte Ausstellung.
Kurator Axel Köhne: Akt in der Landschaft
lässt Gattungen, Begriffe und Rollen verschwimmen und ist immer wieder an die
Wahrnehmung der Besucher_innen zurückgebunden. Die Ausstellung bildet gegen die
Zumutungen und die Geschwindigkeit der neoliberalen Welt eine fast unzeitgemäße
magische Projektionsfläche, die sich einer eindeutigen Lesart entzieht und ein
semantisches Rauschen und Vibrieren zulässt. Hat die rationale Moderne die Welt
entzaubert, so arbeitet Rondinone an unserer melancholisch-romantischen
Rückverzauberung.
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