Konzertkritik – Rammstein 2005

0

„Rammstein sind geschmacklose, rassistische Frauenhasser“, sagt die Kritik.
„Rammstein sind einzigartig“, sagen die Fans.
Nun, man kann von Rammsteins Gewaltästhetik halten was man will, ihre Liveshows sind ein Spektakel, das kaum eine andere Band in dieser Form auf die Bühne zu bringen imstande ist.
Entgegen anders lautenden Gerüchten hat die Band auf ihrer aktuellen Tour nicht auf den Feuerzauber verzichtet, sondern legt nochmals eins drauf.
Die unglaublich aufwendige Bühne im Design einer unterirdischen Serverfarm mit zwei Ebenen und hydraulischen Hebekränen, ist der Spielplatz auf dem sich die sechs Bandmitglieder rund zwei Stunden austoben dürfen. In schwarze Fantasykostüme gekleidet, übrigens eine gewagte Mischung aus alpenländischer Lederhosenoptik, Uniform und Vampirkostüm, donnerten Rammstein Ihr Programm in nie gehörter Lautstärke ins ausverkaufte Oval der Wiener Stadthalle.
Wie gewohnt kommen die Flammenwerfer auch diesmal die gesamte Show über exzessiv zum Einsatz. Bei den Zugaben steigt die Temperatur in der Halle jedes Mal um mindestens 10 Grad Celsius schlagartig an, wenn der gelernte Pyrotechniker Till Lindemann die Bühne in Flammen setzt.

Nach über 10 Jahren im Geschäft sind die deutschen Brachialrocker damit am vorläufigen Ende des Weges angelangt. Aus der einstigen Underground Band ist eine massenkompatible Institution geworden, die mittlerweile alle großen Hallen zuwischen Melbourne und New York mühelos füllt. Ihre Gitarrenriffs haben Einzug in die Werbejingles gefunden und die einstigen Erzfeinde von MTV produzieren brav Specials zum Verkaufsstart jedes neuen Albums. Die deutsche Boulevardpresse apportiert jeden noch so kleinen „Skandal“ und ruft den Untergang des Abendlandes aus. Keine Frage, das tut den Plattenverkäufen gut.
Die viel kritisierte Single „Mein Teil“ wird dann auch ihrem Inhalt entsprechend umgesetzt. Mit Hackbeil und Flammenwerfer bewaffnet, röstet „Kannibale“ Lindemann seinen Keyboarder im überdimensionalen Kochtopf unter dem Jubel tausender Fans.

Im Finale holten Rammstein Ihre Vorgruppe Apocalyptica auf die Bühne, um gemeinsam mit den finnischen Cellisten„Ohne Dich“ zu performen. Die Depeche Mode Coverversion von „Stripped“ beendet das Spektakel unter lautem Jubel. „Wien, das war wunderbar, Rammstein bedankt sich“, mit diesen Worten entlässt die Band ihr Publikum in die wahre Welt.

Wie meinte Gitarrist Richard Kruspe so treffend in einem Interview vor einigen Jahren: „Es gibt weltweit nur zwei Bands die auf der Bühne nicht improvisieren können, das sind Kiss und Rammstein. Sollte sich die Band tatsächlich die amerikanischen Maskenrocker zum Vorbild nehmen, dann wird für Ihre Kritiker eine Horrorvision wahr, die bereits im Song „Los“ angekündigt wird:
„Ihr werdet uns nie los“

Setlist:
01. Reise Reise
02. Links 234
03. Keine Lust
04. Feuer Frei!
05. Rein Raus
06. Morgenstern
07. Mein Teil
08. Stein um Stein
09. Los
10. Moskau
11. Du riechst so gut
12. Du hast
13. Sehnsucht
14. Amerika

15. Rammstein
16. Sonne
17. Ich will

18. Ohne dich
19. Stripped