Konzertkritik – Nick Cave 2005
Nach über 20 Jahren im Geschäft hat der Australier Nick Cave alles erreicht und muss nichts mehr beweisen. Dementsprechend locker verkraftetet er scheinbar auch den Ausstieg von Blixa Bargeld, dem langjährigen Gitarristen seiner Band. Den musikalischen Neuanfang dokumentiert das neue Doppelalbum „Abattoir Blues/The Lyre of Orpheus“, das zentraler Mittelpunkt seiner aktuellen Konzertreise ist.
Unterstützt von einem vierköpfigen Gospelchor, sowie zwei Schlagzeugern machte Cave eines von Anfang an klar. Heute Abend werden keine Gefangenen gemacht.
Und so kam es, wie es kommen musste. Die Rückkehr zum krachenden Sound der Anfangsjahre wurde live endgültig vollzogen, verstärkt durch einen Chor, der mit enormer Kraft durch die neuen Songs heulte und tobte.
Mutig die Entscheidung den offiziellen Konzertteil ausschließlich dem neuen Album zu widmen, und damit ein beeindruckendes Statement gegen Publikumsanbiederung zu setzen.
Herausragend die Interpretation von „Supernaturally“, dem Johnny Cash gewidmeten Song „Let the bells ring“, sowie von „There She goes my beautiful World“.
Im Zugabenteil setzte Nick Cave dann ausschließlich auf Klassiker. „Red Right Hand“ wurde geradezu hysterisch bejubelt, die düstere Mordlust von „Stagger Lee“ hat Cave live niemals besser seziert, als an diesem Abend.
Als nach sechs Zugaben das Saallicht anging, verlies ein Teil des Publikums den Konzertbunker im Gasometer, um damit zwei weitere Zugaben, „The Ship Song“ und den zeitlosen Klassiker „Mercy Seat“ zu versäumen.
Keine Frage, die tiefreligiöse Ikone der Undergroundbewegung Nick Cave ist auf dem besten Wege seinen Idolen Bob Dylan, Johnny Cash und Leonard Cohen in die musikalische Unsterblichkeit zu folgen.
01 Abattoir Blues
02 Messiah Ward
03 Hiding All Away
04 Let the bells ring
05 Easy Money
06 Supernaturally
07 Babe, You Turn Me On
08 Breathless
09 Get Ready For Love
10 The Lyre of Orpheus
11 There She Goes, My Beautiful World
12 Red Right Hand
13 Deanna
14 Weeping Song
15 God Is In The House
16 City of Refuge
17 Stagger Lee
18 The Ship Song
19 The Mercy Seat