Liebhaber-Concerte: Alte Werke und Instrumente neu belebt

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I Virtuosi ambulanti, dolce risonanza und Linda Nicholson wecken vergessene Musiktraditionen zu neuem Leben und präsentieren restaurierte Instrumente aus den Esterházy Sammlungen.

Die Liebhaber-Concerte tragen die Tradition der in Vergessenheit geratenen Salon-, Privat- oder Hausmusik ins 21. Jahrhundert. Diese waren um 1800 in der ganzen Donaumonarchie, vor allem aber in Wien, sehr populär.

Die Konzertreihe besteht aus drei thematischen Schwerpunkten:
* die Präsentation von Kostbarkeiten aus der fürstlichen Instrumentensammlung,
* die Wiederentdeckung von Komponisten, deren Namen und Werk untrennbar mit der Musiktradition der Familie Esterházy und der Geschichte Eisenstadts verbunden sind, sowie
* die Vermittlung von musikalischen Spezialformen, die als charakteristisch für die Gattung der „Hausmusik“ gelten.

I Virtuosi ambulanti, Sa, 28. April 2012, 19.30 Uhr (Haydnsaal)
Einführungsgespräch um 18.30 Uhr (Empiresaal)
Joseph Weigl (1766-1846), in Eisenstadt geborenes Patenkind Haydns, war ein authentischer Eisenstädter Künstler. Seine Salonkantate Il Sacrifizio (Das Opfer) wurde 1806 zum Geburtstag von Kaiser Franz I. privat am Wiener Hof uraufgeführt. Nach über 200 Jahren präsentieren I Virtuosi ambulanti aus München den Komponisten erstmals wieder in seiner Heimatstadt und bringen Weigls Kantate zur zeitgenössischen Erstaufführung bzw. Uraufführung – diesmal aber in einer öffentlichen Veranstaltung am 28. April. Unter der musikalischen Leitung von Philipp Vogler singen Margarita De Arellano, Hélène Lindqvist, Vassilis Kavayas und Thomas Stimmel in den Hauptrollen.

dolce risonanza, Fr, 11. Mai 2012, 19.30 Uhr (Haydnsaal)
Einführungsgespräch um 18.30 Uhr (Empiresaal)
Florian Wieninger stellt mit dem Wiener Ensemble dolce risonanza einen in Wien erbauten fünfsaitigen Kontrabass vor, der bei der fürstlich esterházy‘schen Hofmusikkapelle in Gebrauch stand. Zu hören gibt es „Nacht Musique – Divertissement für die Fürsten Esterházy“, etwa mit Werken von Luigi Tomasini, Joseph Haydn und Michael Haydn.

Linda Nicholson, Sa, 22. September 2012, 19.30 Uhr (Haydnsaal)
Einführungsgespräch um 18.30 Uhr (Empiresaal)
Die britische Pianistin Linda Nicholson weiht den frisch restaurierten Mahagoni-Hammerflügel (Beginn 19. Jhdt.) ein, der im Schloss Esterházy einst den Salon der Fürstin zierte. Der Komponist Johann Nepomuk Hummel, Haydns Nachfolger als fürstlicher Hofkapellmeister, bildet einen der Programmschwerpunkte des Abends.

I Virtuosi Ambulanti, Sa, 13. Oktober 2012, 19.30 Uhr (Haydnsaal)
Einführungsgespräch um 18.30 Uhr (Empiresaal)
Eng mit Weigl verbunden ist die „weltliche Salonkantate“, eine Musikform, die sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute. Für Vokalsolisten mit Klavier- oder kleiner Instrumentalbegleitung geschrieben, stellen diese Werke in Bezug auf ihren formalen Aufbau richtige Miniaturopern dar. I Virtuosi ambulanti setzen sich im Oktober mit entsprechenden Werken Rossinis und Donizettis auseinander. Es handelt sich dabei durchwegs um österreichische Erstaufführungen. Unter der musikalischen Leitung von Manfred Hermann Lehner sind Margarita De Arellano, Anna Agathonos, Timothy Fallon und Randal Turner zu hören.

Musikhistorische Ressourcen abseits Joseph Haydns

Die Idee für die neue Konzertreihe entwickelte sich im Gespräch zwischen dem Musikhistoriker Nico Trees und Prof. Robert Tannenbaum, Gesamtleiter Kultur der Esterházy Privatstiftung.
Am Hof der Esterházy entstanden enorme musikhistorische Ressourcen von internationaler Bedeutung, auch abseits des großen Hofkomponisten Joseph Haydn. Diese Erkenntnis war thematischer Ausgangspunkt der Konzeption dieser Konzertreihe.

Daraus entstand das Anliegen, für jene vergessenen Kapitel der Esterházy’schen Musikgeschichte und all die Komponisten wie Joseph Weigl, Ignaz Pleyel, Johann Nepomuk Hummel, Sigismund von Neukomm u. a. („Haydns Kinder“) eine kontinuierliche Aufführungsplattform zu schaffen. Die Konzeption der Programme für die Liebhaber-Concerte entspricht einem „Work in Progress“: Chroniken und historische Werkverzeichnisse liefern Ideen, Spuren in Bibliotheken und Archiven werden verfolgt und Komponisten und ihre Werke werden auf ihre Spielbarkeit geprüft und schließlich die perfekten Interpreten gesucht.

Mutter der Live-Übertragung
Das Genre formte sich aus der Mode, Musik zur eigenen Unterhaltung in private Lebensbereiche zu integrieren. Die räumliche Beschränkung, Musik im eigenen Haus zu machen, wurde zum formalen Hauptkriterium für die Entwicklung der Gattung Hausmusik. Sie kann also als Vorläufer der Live-Musik von Radio, Fernsehen und anderen elektronischen Unterhaltungsmedien verstanden werden.
Im 18. Jahrhundert waren die Aufführungen der Öffentlichkeit vorenthalten und boten herausragenden Musikern und privilegierten Adelsfamilien einen exklusiven Musikrahmen. Ab Beginn des 19. Jahrhunderts wurden diese Veranstaltungen zunehmend auch von einem wirtschaftlich und politisch an Bedeutung erstarkenden Bürgertum gefördert und kultiviert. In den europäischen Metropolen etablierten sich
musikalische Salons, die oft von gebildeten adeligen oder bürgerlichen Frauen, so genannten „Salonnièren“, geführt wurden und internationalen Ruf erwarben.

Natürlich legte auch die Familie Esterházy im 18. und 19. Jahrhundert großen Wert auf solche Aktivitäten. Privatkonzerte fanden in den fürstlichen Residenzen in Eisenstadt und Fertöd, aber auch im Wiener Palais statt. Mozart spielte etwa im Jahr 1784 gleich in mehreren musikalischen Soiréen in der Wiener Residenz.

Weitere Informationen, Tickets etc. finden Sie unter www.esterhazy.at/liebhaberconcerte