Der „Katzenbaum“ verlässt das Kunsthaus Graz
Unter dem Titel Ein Katzenbaum für die Kunst wurde 2019 von Oliver Klimpel eine zentrale Skulptur im Eingangsbereich des Kunsthauses Graz installiert. Ein vertikaler Raum wurde geschaffen, der Repräsentationsfläche für Kunstwerke, Objekte, Geschichten und Installationen darstellte und frei zugänglich war. Der Rückbau dieses Objekts wird nun vom Komponisten und Sounddesigner Nick Acorne und der Autorin und Künstlerin Bettina Landl als mehrstündige Performance inszeniert. Die daraus entstehende Video- und Textinstallation wird danach an der entstandenen Leerstelle im Foyer des Kunsthauses gezeigt.
„Der Rückbau ist zur Feier des Prozesses und der Zusammenarbeit geworden“, sagt Katrin Bucher Trantow. „Die von Nick Acorne und Bettina Landl inszenierte und musikalisch begleitete De-Montage wird vor laufender Kamera zur Choreografie des Respekts vor dem Material, der Konstruktion und der darin steckenden Arbeit. Jeder Teil der Konstruktion wird von Menschen angefasst, vorsichtig eingepackt und abgelegt. Es erscheint mir gleichsam als Metapher für fortschreitende Entwicklung, Veränderung und Neuanfang, derer hier in dem, was war und noch immer ist, im langsamen Prozess gebührend gedacht wird.“
Skulptur beschreibt einen offenen, beweglichen Raum, Umgebung, Material, Struktur und Form. Skulptur ist Architektur und Werkzeug, wenn diese im Rahmen der mehrstündigen Performance rückgebaut und damit gleichzeitig zur Denkfigur wird. Zurück bleiben in Einzelteile gebrochener Zusammenhalt, separate Morphs, Schatten. Begleitet vom ukrainischen Komponisten Nick Acorne am Klavier und der Grazer Autorin und Künstlerin Bettina Landl hinter der Kamera wurde der öffentliche Rückbau zur künstlerischen Performance: Arbeitsgeräusche verbinden sich mit den euphonischen Klängen des Klaviers und dem Umgebungsvibrieren, die koordinierten Bewegungen des Teams der Zentralwerkstatt fließen mit den flüchtigen der Besucher*innen ineinander. „Der Katzenbaum ist Geschichte – eine Geschichte, die er bereits vor seinem Rückbau erzählt hat und die in seiner jetzigen Form – seiner Abwesenheit – explizit wird. Die Performance, die einen gesamten Arbeitsprozess ins Zentrum setzt, zeigt das Zusammenwirken vieler Hände, Tätigkeiten und den Zusammenklang, den es braucht, um ein Objekt, dessen Idee, (un)sichtbar zu machen. Jeder einzelne Arbeitsschritt lässt sich dabei be(ob)achten. ‚Rückbau (Arbeitstitel)‘ ist eine gemeinsame Bewegung, Phasenübergang und -verschiebung, Werkzeug, Vorder- und Hintergrund, der erkennbar wird und ein Moment erzeugt. Die Performance lässt die Variabilität alles Erscheinenden, vor allem deren Zeitlichkeiten, und das Bespielen von Räumen, deren unterschiedliche Zuschreibung und somit Kennzeichnung, messbar werden. Sie ist Ereignis und Darstellung und wird in Form ihrer Dokumentation zur Erinnerung, zum (bewegten) Bild. Nach seiner Entfernung markiert das Objekt eine ‚Leerstelle‘, bleibt resonant und Träger von Bedeutung. In der Kombination aus der physischen Handlung, der Musik und dem Text entsteht so ein neues, eigenständiges Kunstwerk“, so die beiden Künstler*innen Bettina Landl und Nick Acorne.
Aus der Rückbauperformance entsteht eine Video- und Textinstallation, die das entfernte Objekt an der Leerstelle nachwirken lässt. Zu sehen ist die filmische Dokumentation der Performance ab Freitag, 21. Jänner, im Foyer des Kunsthauses Graz. Die literarischen Texte liegen dann auch in Form zweier Poster zum Mitnehmen auf.
You must be logged in to post a comment.