Neu auf der Kunstmeile Krems: Frohner, die Gugginger und Steinbrener/Dempf & Huber

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Am Samstag, den 22. Mai eröffneten zwei Ausstellungen auf der Kunstmeile Krems: „Adi und Art brut“ im Forum Frohner und „We Are Everywhere. The Cliffhanger Collection“ des Künstlerkollektivs Steinbrener/Dempf & Huber in der Landesgalerie Niederösterreich.

Adolf Frohner

Adolf Frohner, Gesicht, 1983
(c) Adolf Frohner gemeinnützige Privatstiftung, Foto: Christian Redtenbacher

KÜNSTLERISCHE AUSSENSEITER ALS PIONIERE DER ÖSTERREICHISCHEN ART BRUT

In den 1940er-Jahren begründete Jean Dubuffet die Art brut als eine nicht kulturell beeinflusste Kunst. Sie berührt durch ihre direkte und unverfälschte Ausdruckskraft sowie durch eine einfache und ursprüngliche Verfahrensweise. In Österreich setzte die Beschäftigung mit der Kunstform in den 1970er-Jahren ein. Zuerst waren es die Künstler*innen aus Gugging, Künstler wie Arnulf Rainer und Adolf Frohner folgten. Die Ausstellung im Forum Frohner begibt sich auf Spurensuche nach dem künstlerischen Dialog zwischen Adolf Frohner und den Guggingern. Sie spannt den Bogen von Schlüsselwerken der Gugginger Klassiker über die zweite Generation hin zu Frohners grafischen und malerischen Werken aus den 1980er- und 1990er-Jahren. In der Ausstellung vertreten sind u. a. prominente Gugginger wie August Walla mit seiner farbgewaltigen Abbildung einer Krone, Johann Hauser mit Schlüsselwerken wie die „Krampusfrau“ oder die „Frau mit rotem Haar“ und Johann Garber mit zwei monumentalen Bleistiftzeichnungen.

Die Art brut war für Adolf Frohner ein zentraler Impuls, er entdeckte die Qualität der Künstler aus Gugging in ihrem unmittelbaren Zugang zur Kunst abseits konventioneller Definitionen. Frohner setzte sich dafür ein, dass die zunächst unbeachtete Kunst aus Gugging öffentliche Anerkennung erfuhr. Insofern ist die Geschichte der Bewertung von Kunst Thema der Ausstellung“, so Elisabeth Voggeneder, künstlerische Direktorin des Forum Frohner und Kuratorin der Schau im White Cube in Krems-Stein.

ABGRÜNDE DES TOURISMUS UND DAS SELFIE ALS SELBSTDARSTELLUNGSMASCHINE

In der Landesgalerie Niederösterreich, nur wenige Gehminuten vom Forum Frohner entfernt, richtet das Künstlerkollektiv Steinbrener/Dempf & Huber den Blick auf das Genre des Selfies, das das Phänomen Tourismus durch einen Zerrspiegel zeigt. Ein halbes Dutzend Installationen bietet die Möglichkeit, via Selfie eine Reise um die Welt anzutreten. Dieser Streifzug führt allerdings an die Abgründe des Tourismus und zu den Verwüstungen, die durch das kollektive Reisen verursacht werden. Das obligatorische Selfie-Lachen gerät hier zu einer Karikatur seiner selbst: Jegliche Distanz ist verloren und die Besucher*innen werden selbst zum Teil des skurrilen Bildgeschehens. „We Are Everywhere“ knüpft an das Projekt „Cliffhanger“ an – eine spektakuläre Inszenierung einer Tourist-Info in den Ötschergräben.

Das Selfie ist mittlerweile die quantitativ bildgewaltigste Gattung aller Zeiten und so verwundert es, dass es in der bildenden Kunst nicht in größerem Ausmaß thematisiert wird“, so das Künstlertrio über ihre Inspiration zum kuriosen Selfie-Parcours um die Welt. „Die Kunst des Trios Steinbrener/Dempf & Huber ist oft nicht gleich als solche zu erkennen und profitiert vom entsprechenden Überraschungsmoment. Ihre Arbeiten im urbanen Raum haben wiederholt für großes Aufsehen gesorgt, zuletzt auch in den Ötschergräben. Die Kritik am Massentourismus und am Phänomen des Selfie-Hotspots spielt auch in der Ausstellung der Landesgalerie Niederösterreich eine zentrale Rolle“, ergänzt Christian Bauer, künstlerischer Direktor der Landesgalerie Niederösterreich und Kurator der Ausstellung.

Adi und Art brut
In Kooperation mit dem Verein der Freunde des Hauses der Künstler in Gugging
22.05.–03.10.2021
Forum Frohner
Minoritenplatz 4, 3500 Krems-Stein