Günter Brus ist Österreichs teuerster lebender Künstler

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Montag Abend wurde bei Ressler Kunst Auktionen in Wien ein neuer Weltrekord für die Arbeit eines österreichischen Künstlers aufgestellt. Eine unbetitelte informelle Arbeit von Günter Brus aus dem Jahr 1961 aus der Sammlung des verstorbenen Industriellen Helmut M. Zoidl wurde für 750.000 € an eine österreichische Privatsammlung zugeschlagen.

Bei einem Ausrufpreis von 75.000 € kletterte das Werk nach einem spannenden Bieterduell schließlich auf eine Dreiviertelmillion. Der Käufer bezahlt nun mit Aufgeld rund 960.000 €.

Günter Brus, "Ohne Titel", 1961, Dispersion auf Nessel, 222,5 x 239,5 cm, Foto: UMJ/N. Lackner
Günter Brus, „Ohne Titel“, 1961, Dispersion auf Nessel, 222,5 x 239,5 cm, Foto: UMJ/N. Lackner

Der Preis widerspiegelt nicht nur das auch international steigende Interesse für die österreichische Nachkriegskunst, sondern bildet auch den vorläufigen Schlusspunkt einer konstanten Wertsteigerung, die sich in den letzten Jahren bei Günter Brus abgezeichnet hat. Es sind vor allem seine Arbeiten aus den 1960er-Jahren, die in den Blickpunkt der Sammler*innen gerückt sind. Der Auktionsrekord lässt sich jedoch auch durch den besonderen Stellenwert, den diese Arbeit im Oeuvre von Brus hat, erklären.

Rare Werke aus den frühen 1960ern

Kurz nachdem Günter Brus die Akademie für angewandte Kunst in Wien ohne Abschluss verlassen hat, lernt er auf einer Mallorca-Reise die explosive Energie des abstrakten Expressionismus kennen. Zurück in Wien ringt er damit, die starren Konventionen und den engen Rahmen der Tafelmalerei zu sprengen und Jackson Pollock zu überwinden. Anfang des Jahres 1961 erhält Brus eine Einladung, in der Galerie Junge Generation am Börsenplatz in Wien auszustellen. Es wäre seine erste Einzelausstellung, doch aus Freundschaft lädt er Alfons Schilling ein, mit ihm gemeinsam auszustellen. Für diese Schau fertigt er erstmals großformatige Gemälde an, Bilder in Dispersion auf Nesselstoff, die er sich durch einen kleinen Künstlerzuschuss leisten konnte. Das Werk aus der H.M.Z. Privatstiftung ist das zentrale Bild von Brus in dieser Ausstellung. 1965 erhält er seine zweite Ausstellung in der Galerie Junge Generation und stellt als Konzession an die Betreiber seine informellen Werke aus den Jahren 1962 und 1963 aus, führt aber parallel dazu seine erste Aktion vor einer Kunstöffentlichkeit durch.

Der Großteil dieser informellen Arbeiten aus den 1960er-Jahren existiert nicht mehr, da Brus sie nach dem Urteilsspruch im Zuge der sogenannten „Uni-Aktion“ und der anschließenden Flucht nach Berlin nicht mitnehmen konnte. Er hat alle Gemälde zusammengerollt auf dem Balkon der Wiener Wohnung zurücklassen müssen. Schnee, Kälte und Regen haben dazu beigetragen, dass die Bilder nicht mehr zu retten waren und schlichtweg entsorgt wurden. Es haben sich aus der kurzen, aber umso wichtigeren Phase seiner informellen Malerei daher nur jene Werke erhalten, die in dieser Zeit verkauft worden sind, und das waren insgesamt nur fünf Arbeiten auf Keilrahmen!

Die Arbeit aus der H.M.Z. Privatstiftung ist nicht nur die größte aus dem Schlüsseljahr 1961, die sich erhalten hat, sondern sie hat auch in der ersten Ausstellung von Brus einen prominenten Platz eingenommen. Die kunsthistorische Bedeutung hat sich gestern in der Auktion nun auch fiskalisch ausgedrückt.

Das Universalmuseum Joanneum gratuliert dem Künstler und freut sich, darauf hinweisen zu dürfen, dass dieses Werk als zentrale Leihgabe in der Ausstellung Günter Brus und Alfons Schilling um 1960. Ausstieg aus dem Bild ab 18. November im BRUSEUM zu sehen sein wird.